Station 12: Ehemalige Synagoge

Denkmal

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Informationspunkt:


- Gedenktafel an der Synagogenstraße





Synagoge in Schmallenberg um 1935. 1857 errichtet, wurde sie in der Pogromnacht am 10.11.1938 zerstört.




Fabrikant Arthur Stern mit seinem Werkmeister Franz Störmann.




Mitarbeiterinnen des Betriebs S. Stern nehmen noch Mitte der 1930er Jahre an einer NS-Parade teil.




Aufstellung des Stürmerkastens in Bödefeld 1934.




Jüdische Schmallenberger verrichten zwangsweise Straßenarbeiten.




Deportation Dortmunder Juden nach Riga, Ende April 1942.




Grab Hedwig Goldschmidts auf dem um 1840 angelegten jüdischen Friedhof in Schmallenberg.

Adresse

Station 12: Ehemalige Synagoge

Synagogenstraße

57392 Schmallenberg

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Allmähliche Integration im 19. Jahrhundert


Seit der römischen Zeit siedelten Juden im Rheinland. Im 13. Jahrhundert sind jüdische Siedlungsspuren auch im nördlichen und westlichen Sauerland nachweisbar. Nach dem 30jährigen Krieg kam es zu einer stärkeren jüdischen Besiedlung im Herzogtum Westfalen; erstmals urkundlich erwähnt sind Juden in Schmallenberg seit 1685. 1738 sind hier zwei und bis 1803 drei jüdische Familien nachweisbar.Nach 1808 nahmen auch die Schmallenberger Juden (aufgrund eines Gesetzes des zu dieser Zeit hessischen Landesherrn) deutsche Familiennamen an. Ihre rechtliche Lage verbesserte sich nach 1815 zunächst nicht: Sie benötigten zur Niederlassung und Heirat besondere Genehmigungen. Unter preußischer Regierung erhielten sie 1841 die bürgerlichen (noch nicht die staatsbürgerlichen) Rechte. Das Judentum galt im Westfälischen Landtag immer noch als unvereinbar mit den Grundsätzen eines christlichen Staates.  Die preußische Verfassung vom 31.1.1850 schließlich gestand allen Preußen unabhängig ihres religiösen Bekenntnisses bürgerliche und staatsbürgerliche Rechte zu. Die Ausübung von Staatsämter jedoch, die mit Religionsausübung verbunden waren (Schuldienst, Justizwesen), blieben ihnen verschlossen. 1869 wurde die politische und rechtliche Gleichheit aller Bürger vom Religionsbekenntnis unabhängig festgelegt und mit der Gründung des Kaiserreichs als Reichsgesetz übernommen.  In Schmallenberg änderte sich das zahlenmäßige Verhältnis von Juden und Christen von 1800 bis 1933 nicht wesentlich: 1818 lebten in Schmallenberg 23 Juden bei einer Gesamteinwohnerzahl von 863 (2,6%). 1855 waren es 27 von 1.032 (2,7%), 1900 45 von 1.690 (2,6%), 1932 52 von 2.334 (2,2%). Auch die evangelische Einwohnerschaft Schmallenbergs stellte in dieser ganzen Zeit eine Minderheit dar, die fast immer noch kleiner als diejenige der Juden ausfiel. Von der Ausübung von Zunft-Handwerken ausgeschlossen, trieben Juden vorwiegend Handel und waren – aufgrund ihrer religiösen Schlachtvorschriften - vielfach als Metzger und Viehhändler tätig. Zu Beginn der preußischen Zeit waren die Schmallenberger Juden ausschließlich als Fleischer und im Handel tätig. Moses Stern und Emanuel Bamberger handelten gemäß einem Verzeichnis von 1843 mit Textilien und Eisenwaren. 1867 gründeten die Gebrüder Michel und Simon Stern eine Wollspinnerei, die bis 1938 in Familienbesitz blieb. Ein Familienmitglied der Sterns wanderte nach England aus und brachte es dort zum „Strumpfkönig“; Alfred Stern verschaffte der Firma Falke nach 1910 Aufträge. Gesellschaftlich waren die Juden seit ca. 1860 gut in Schmallenberg integriert: 1910 wurde Max Frankenthal als erster jüdischer Bürger Vize-Schützenkönig.


Verfolgung und Ermordung durch die Nationalsozialisten


Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten ab 1933 begannen die Verfolgungen und Schikanierungen. Die rund 60 jüdischen Mitbürger und Mitbürgerinnen wurden immer mehr ausgegrenzt und verfolgt. Polizeiorgane bespitzelten die Synagoge, die Erwachsenen wurden von politischen Rechten ausgeschlossen, die Kinder von offiziellen Feiern und seit 1938 vom Schulunterricht. Im November-Pogrom wurde die Synagoge angezündet. Einige Wohnungen jüdischer Einwohner wurden verwüstet und zerstört; alle jüdischen Männer verhaftet und zum Teil misshandelt. Ende September 1938 verloren die Viehhändler ihre gewerbliche Zulassung; 1938 musste Familie Stern ihre Textilunternehmen verkaufen, einigen Familienmitgliedern gelang die Auswanderung nach England. Die Fabrik mit rund 100 Angestellten ging nach Verhandlungen mit mehreren Interessenten an Arthur Sterns Schulfreund Franz Falke über. Ab 1939 wurden die arbeitslosen jüdischen Männer zu Zwangsarbeit verpflichtet. Die jüdischen Einwohner Schmallenbergs mussten ihre Häuser aufgeben und in den „Judenhäusern“ Weststraße 1, wo auch bis 1941 die jüdische Schule untergebracht wurde, und Weststraße 30 zusammenziehen. Am 28.4.1942 fand die erste Deportation Schmallenberger Juden nach Dortmund und von dort in Ghettos und Vernichtungslager statt, wo die Mehrheit ermordet wurde. 1943 war Schmallenberg „judenfrei“.


Gedenken


Nach dem Krieg kehrten vereinzelte jüdische KZ-Häftlinge zurück, darunter Hans Frankenthal, der seine Geschichte in der Autobiographie „Verweigerte Rückkehr“ 1990 niederschrieb. 1988 wurde auf die Initiative von Hans Frankenthal an der Stelle der ehemaligen Synagoge eine Gedenktafel für die 36 von den Nationalsozialisten in den Konzentrationslagern ermordeten Juden errichtet. Als Zeugnis der Geschichte ist der Jüdische Friedhof im November 2003 in die Denkmalliste der Stadt Schmallenberg eingetragen worden.


An die jüdischen Opfer des Holocaust erinnern auch 36 Stolpersteine.

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